Symptome und Diagnose: die Leber unter der Lupe
Schmerzen im Oberbauch sind ein mögliches Symptom bei Lebererkrankungen.
Ist die Leberfunktion eingeschränkt, macht sich das häufig nur durch untypische Symptome bemerkbar. Bluttests sowie der Einsatz bildgebender Verfahren wie Ultraschall, Computertomografie (CT) und Magnetresonanztomografie (MRT) ermöglichen eine Diagnose.
Inhaltsverzeichnis
Zu den häufigsten Symptomen bei Lebererkrankungen zählen Müdigkeit und Abgeschlagenheit, Oberbauchbeschwerden, Verstopfung und Blähungen. Dunkler Urin und gelber Stuhl sind frühe Anzeichen einer Gelbsucht. Patienten mit chronischen Leberentzündungen weisen gelegentlich auch eine verminderte Knochendichte auf. Menschen mit fortgeschrittener Lebererkrankung zeigen häufig Blutbildveränderungen, wie zu wenig Blutplättchen oder rote Blutkörperchen. Bei einem entsprechenden Verdacht wird der Arzt die Leberwerte untersuchen und die Leber mittels Ultraschall und gegebenenfalls mit Computertomografie und Magnetresonanztomografie genauer betrachten.
Wichtige Leberwerte und ihre Bedeutung
Alkalische Phosphatase (AP)
Die Alkalische Phosphatase umfasst eine Gruppe von Enzymen, die in der Leber, in den Gallenwegen und vielen anderen Organen gebildet werden. Sie gibt Aufschluss über die Ausscheidungsfunktion der Leber sowie die Durchgängigkeit der Gallenwege. Staut sich die Galle, weil die Wände der Gallenkanäle entzündungsbedingt geschädigt wurden, oder auch bei Lebererkrankungen weist dieses Enzym im Blut erhöhte Werte auf. Diese Erhöhung kann jedoch auch andere Ursachen haben, wie Erkrankungen der Knochen beispielsweise bei Knochenbrüchen.
Bei Kindern und Jugendlichen sind die Werte für AP während des Wachstums oftmals erhöht, ohne dass eine Erkrankung vorliegt. Während einer Schwangerschaft entstehen wegen der Bildung des Mutterkuchens (Plazenta) ebenfalls erhöhte Werte.
Normalwerte (bei 37 °C, methodenabhängig):
Männer: 40–129 U/l
Frauen: 35–104 U/l
Gamma-Glutamyl-Transpeptidase (Gamma-GT, Gamma-Glutamyl-Transferase)
Gamma-GT befindet sich membrangebunden in vielen Organen und Geweben. Es ist ein wichtiges Enzym im Eiweißstoffwechsel, das bei einer Reihe von Leber- und Gallenwegserkrankungen äußerst empfindlich reagiert. Erhöhte Gamma-GT-Werte treten typischerweise bei chronisch erhöhtem Alkoholkonsum auf. Aber auch bei einer Schädigung der Leber durch andere Gifte oder aufgrund eines Gallenrückstaus (zum Beispiel durch Gallensteine) kann dieses Enzym über einen längeren Zeitraum deutlich erhöhte Werte im Blut aufweisen. Erhöhte Werte finden sich unter anderem auch bei akuter und chronischer Virushepatitis, Fettleber und Autoimmunerkrankungen der Leber, bei der Einnahme bestimmter Medikamente, bei Zuckerkrankheit, Herzinfarkt, Belastung durch Umweltgifte und Nierenerkrankungen.
Normalwerte (bei 37 °C, methodenabhängig):
Männer: < 66 U/l
Frauen: < 39 U/l
Transaminasen
Transaminasen sind Enzyme, die am Zellstoffwechsel beteiligt sind und den Ab- und Umbau von Eiweißbausteinen beeinflussen. Sie sind im Herzmuskel, in der Skelettmuskulatur, in der Niere, im Gehirn sowie in der Lunge enthalten, aber besonders reichlich in den Leberzellen. Sind die Zellmembranen undicht, dann gelangen sie ins Blut. Zwei dieser Transaminasen, die Serum-Glutamat-Pyruvat-Transaminase (GPT) und die Serum-Glutamat-Oxalazetat-Transaminase (GOT), haben eine diagnostische Bedeutung für die Erkennung und auch die Verlaufsbeurteilung von Lebererkrankungen. Die GPT ist weitestgehend leberspezifisch, die GOT kommt auch im Herzmuskel und in der Skelettmuskulatur vor.
Glutamat-Pyruvat-Transaminase (GPT)
Ein erhöhter Wert für die leberspezifische GPT (auch bekannt als ALT oder ALAT für Alanin-Amino-Transferase) kann ein Hinweis auf eine akute oder chronische Lebererkrankung sein, wie infektiöse Leberentzündung, Leberschaden durch Alkohol oder Medikamente, Leberzirrhose, Lebertumoren und -metastasen, Gallenstauung (vor allem durch akuten Gallengangverschluss), Mitreaktion der Leber bei Rheuma, bei Erkrankungen der Lunge, Niere oder Bauchorgane, bei Blutvergiftung und nach Narkosen.
Normalwerte (bei 37 °C, methodenabhängig):
Männer: 10–50 U/l
Frauen: 10–35 U/l
Glutamat-Oxalacetat-Transaminase (GOT)
Ein erhöhter Wert für GOT (auch bekannt als AST oder ASAT für Aspartat-Amino-Transferase) kann ein Hinweis auf eine akute oder chronische Lebererkrankung sein, wie infektiöse Leberentzündung, Leberschaden durch Alkohol oder Medikamente, Leberzirrhose, Lebertumoren und -metastasen, Gallenstauung (vor allem durch akuten Gallengangverschluss), Mitreaktion der Leber bei Rheuma, Erkrankungen der Lunge, Niere oder Bauchorgane, bei Blutvergiftung und nach Narkosen. Da die GOT nicht so leberspezifisch ist wie die GPT, kann sie aber auch nach einem akuten Herzinfarkt, einer Herzmuskelentzündung oder bei Muskelkrankheiten erhöht sein.
Normalwerte (bei 37 °C, methodenabhängig):
Männer: 10–50 U/l
Frauen: 10–35 U/l
Bilirubin
Bilirubin ist ein Abbauprodukt des roten Blutfarbstoffs. Es wird in der Leber in eine wasserlösliche Form überführt und dann über den Darm und in geringem Maße auch über die Niere ausgeschieden. Ein erhöhter Wert für Bilirubin kann ein Hinweis auf eine akute Leberentzündung (Virushepatitis), auf eine chronische Leberfunktionsstörung (zum Beispiel Leberzirrhose, Leberzellkrebs) sowie auf eine Stauung der Gallenflüssigkeit infolge einer Entzündung oder eines Abflusshindernisses in den Gallengängen sein.
Normalwerte (methodenabhängig):
Kinder > 1 Monat: 0,2–1,0 mg/dl
Erwachsene: 0,1–1,2 mg/dl
Albumin
Albumin ist ein wichtiges Transporteiweiß, das Bilirubin über die Blutbahn zur Leber schleust. Albumin hält den Gewebedruck aufrecht und ist für den Flüssigkeitsaustausch unerlässlich. Täglich werden zwölf Gramm Albumin im Körper produziert. Zu geringe Albuminwerte deuten auf chronisch fortschreitende Prozesse in der Leber hin. Wird bei einer fortgeschrittenen Leberzirrhose nicht mehr genügend Albumin produziert, kommt es zu einem Flüssigkeitsaustritt in das Gewebe und Bauchwassersucht. Erniedrigte Werte finden sich auch bei Nierenleiden, Durchfall und Hunger.
Normalwerte:
<60 Jahre: 35–53 g/l
>60 Jahre: 30–48 g/l
Cholinesterase (CHE)
Cholinesterase wird in der Leber gebildet und ist ein Eiweißkörper, der für die richtige Funktion der Muskelarbeit notwendig ist. Erhöhte Werte treten bei Fettleber, Eiweißverlust und Diabetes mellitus auf. Erniedrigte Werte können auf einen Schaden des Leberfunktionsgewebes (Leberparenchym) hinweisen.
Normalwerte (bei 37°C, methodenabhängig):
Männer: 5.320–12.920 U/l
Frauen > 40 Jahre: 5.320–12.920 U/l
Frauen < 40 Jahre (nicht schwanger): 4.250–11.250 U/l
Frauen < 40 Jahre (schwanger oder Pilleneinnahme): 3.650–9.120 U/l
Eisen
Eisen ist ein wesentlicher Bestandteil des roten Blutfarbstoffs, des roten Muskelfarbstoffs und von Enzymen des Zellstoffwechsels. Ein erhöhter Eisenwert kann ein Hinweis auf eine erbliche Hämochromatose, eine schwere Leberzellschädigung oder eine gestörte Blutbildung im Knochenmark sein. Ein zu niedriger Wert tritt im Zusammenhang mit Eisenmangel (bei gleichzeitig verringertem Ferritin (siehe unten), chronischen Entzündungen, Infekten und Tumoren auf.
Normalwerte (alters-und methodenabhängig):
Männer: 35–168 µg/dl
Frauen: 23–134 µg/dl
Transferrin/Transferrinsättigung
Eisen wird im Blut an das Eiweiß Transferrin gebunden und so zu den Geweben transportiert, die es benötigen. Ein erhöhter Wert für Transferrin kann ein Hinweis auf Eisenmangel und eine Leberschädigung sein, allerdings kann er nicht isoliert betrachtet werden, da beispielsweise der Transferrinwert erst dann auf einen Eisenmangel reagiert, wenn die Eisenspeicher ausgeschöpft sind.
Die Transferrinsättigung beschreibt die Beladung des Transportproteins mit Eisen. Ist der Wert für die Transferrinsättigung erhöht, deutet dies auf eine Eisenüberladung, möglicherweise infolge einer Hämochromatose, hin.
Normalwerte (alters-und methodenabhängig):
Transferrin: 2,0–3,6 g/l
Transferrinsättigung: 16–45 %
Ferritin
Ferritin ist ein Eiweiß, das der Speicherung von Eisen dient. Je mehr Eisen im Körper mittels Ferritin gespeichert ist, desto höher ist die Ferritinkonzentration im Blut. Ein erhöhter Wert ist ein Hinweis auf Hämochromatose oder auf eine Leberzirrhose. Die Ferritinbestimmung dient häufig als einziger Wert zur Abgrenzung einer Eisenmangelanämie (Blutarmut) zu anderen Erkrankungen mit Anämie.
Normalwerte (stark altersabhängig, methodenabhängig):
Männer: 34–310µg/l
Frauen : 22–112µg/l
Kinder 0,5-15 Jahre: 7–142 µg/l
Senioren >65 Jahre: 8–655 µg/l
Kupfer
Kupfer ist im Blut zu 90 Prozent an das Eiweiß Coeruloplasmin gebunden. Kupfer ist als Bestandteil vieler Enzyme ein lebenswichtiges Spurenelement.
Ein erhöhter Kupferwert
- im Serum kann ein Hinweis unter anderem auf Leberschäden, Leberkrebs, entzündliche Darmerkrankungen, akute und chronische Infektionen sein.
- im Urin kann ein Hinweis auf die Wilson-Krankheit sein (vermehrte Kupferausscheidung im Urin)
Ein niedriger Kupferwert im Serum kann ebenfalls ein Hinweis auf die Wilson-Krankheit sein.
Normalwerte Kupfer im Serum (altersabhängig, methodenanhängig):
Männer: 79–131 µg/dl
Frauen: 74–122 µg/dl
Normalwerte Kupfer im Urin:
Erwachsene: 10–60 µg/24 h
Coeruloplasmin
Das Coeruloplasmin ist ein in der Leber gebildetes Eiweiß. Es dient dem Transport von Kupfer im Blut. Ein erhöhter Wert für Coeruloplasmin kann eine bakterielle Infektion anzeigen. Der Wert ist aber auch bei Schwangeren, bei Einnahme der Antibabypille und vor allem unter einer Östrogentherapie bei Frauen über 50 Jahren erhöht. Außerdem ist es auch ein wichtiges Enzym im Eisenstoffwechsel.
Ein zu niedriger Wert kann dagegen ein Hinweis auf einen angeborenen Coeruloplasmin-Mangel und die Wilson-Krankheit sein.
Normalwerte (alters-und geschlechtsabhängig, methodenanhängig):
Orientierend für Erwachsene: 220-600 mg/l
Alpha-Fetoprotein
Das Alpha-Fetoprotein wird normalerweise im Magen-Darm-Trakt beziehungsweise in der Leber des ungeborenen Kindes gebildet, beim Erwachsenen dagegen nur noch in geringen Mengen. Bei Nichtschwangeren und Männern kann ein erhöhter Wert ein Hinweis auf Leberzellkrebs, Leberzirrhose und gelegentlich auf eine Leberentzündung sein (Tumormarker). Ein zu niedriger Wert ist bei Nichtschwangeren und Männern ohne Krankheitswert. Erhöhte Werte bei Schwangeren deuten auf Fehlbildungen des ungeborenen Kindes hin.
Normalwerte:
Männer/nichtschwangere Frauen: bis 10 µg/l
Bildgebende Verfahren als 2. Diagnoseschritt
Ultraschalluntersuchungen können Hinweise auf Lebererkrankungen wie etwa eine Zirrhose geben.
Parallel zu den Blutwerttests sollte die Leber mittels Ultraschall untersucht werden. Bereits aus der Lebergröße kann auf eine Lebererkrankung geschlossen werden. Eine gesunde Leber misst je nach Größe des Patienten 12 bis max. 15 Zentimeter – die Messung erfolgt dabei standardisiert in einer bestimmten Richtung, in der sogenannten Medioclavicularlinie (MCL). Weitere bildgebende Verfahren sind die Computertomografie und die Magnetresonanztomografie. Eine weitere Untersuchungsmethode, die aber nur bei bestimmten Lebererkrankungen Anwendung findet, ist die endoskopisch-retrograde Cholangio-Pankreatikografie (ERCP). Sie wird eingesetzt, wenn der Gallenabfluss behindert ist, zum Beispiel aufgrund von Gallensteinen, oder wenn, wie bei der primär biliären Zirrhose und der primär sklerosierenden Cholangitis der Fall, chronische Entzündungsprozesse in den Gallengängen ablaufen. Auch nach einer Lebertransplantation dient die ERCP dazu, bei verschlechtertem Gallenabfluss den Grund dafür herauszufinden, denn manchmal kommt es zu Schrumpfungen der Naht des Gallengangs.
Mit der ERCP können die Gangsysteme der Leber und der Gallenblase auf röntgenologischem Wege durch direkte Kontrastmitteldarstellung untersucht werden. Dazu wird ein Endoskop, ähnlich wie bei einer Magenspiegelung, verwendet und mit der Spitze im Zwölffingerdarm platziert. Durch den Arbeitskanal des Endoskops können dünne Kontrastmittelkatheter eingeführt werden. Über die Kontrastmittelkatheter wird ein Kontrastmittel entgegen der Fließrichtung von Galle und Bauchspeichel (das heißt retrograd) in die jeweiligen Gangsysteme eingespritzt. Die Darstellung des Gallengangs wird als Cholangiografie, die des Bauchspeicheldrüsengangs als Pankreatikografie bezeichnet. Werden beide Gänge dargestellt, dann heißt es Cholangio-Pankreatikografie. Risiko hierbei: Durch die ERCP kann es zu entzündlichen Reizungen der Gallengänge und der Bauchspeicheldrüse kommen.
Chronische Lebererkrankungen: typische Symptome und geeignete Diagnostik
Fettleber
Mögliche Symptome: Zumeist nur ein Druckgefühl im rechten Oberbauch auf Höhe des Rippenbogens.
Diagnose: Durch eine körperliche Untersuchung sowie eine Ultraschalluntersuchung des Oberbauchs lässt sich eine vergrößerte Leber feststellen. Fehlen andere Krankheitszeichen, kann dies ein Hinweis auf eine Fettleber sein. Für eine genaue Diagnose wird Blut entnommen und die Leberwerte bestimmt. Bei einer reinen Fettleber ist häufig nur die Gamma-GT erhöht. Liegt eine Fettleberhepatitis vor, dann sind auch die Werte für die Transaminasen GOT und GPT auffällig.
Autoimmunhepatitis
Mögliche Symptome: Müdigkeit, Leistungsschwäche, zirka 25 Prozent der Betroffenen haben Bindehautentzündungen, Gelenkbeschwerden und -entzündungen, Schilddrüsenentzündungen, Diabetes mellitus und Dickdarmentzündungen.
Diagnose: Vor allem durch die Bestimmung verschiedener Blutwerte: Die Transaminasen GPT und GOT sind erhöht, ebenso die Gammaglobuline, besonders das Immunglobulin G (IgG). Charakteristisch ist das Vorkommen von Antikörpern, wie:
- ANA: Antikörper gegen Zellkerne
- SMA: Antikörper gegen glatte Muskelfasern
- LKM: Antikörper gegen Mikrosomen von Leber- und Nierenzellen. Die Abwehrstoffe richten sich gegen bestimmte Enzyme der Leber- und Nierenzellen, die wichtige Funktionen im Entgiftungsstoffwechsel haben.
- SLA: Antikörper gegen ein lösliches Leberantigen, das heißt gegen ein Eiweiß, das eine Abwehrreaktion in Gang setzen kann
Primär sklerosierende Cholangitis (PSC)
Mögliche Symptome: Juckreiz, Gewichtsverlust, Gelbsucht, Oberbauchbeschwerden, Müdigkeit und Leistungsschwäche, Fieber, Durchfälle. Es gibt bestimmte Begleiterkrankungen wie Gallensteine, eine chronisch-entzündliche Darmerkrankungen (Colitis ulcerosa) sowie Bauchspeicheldrüsen-, Gefäß- und Schilddrüsenentzündungen.
Diagnose: Charakteristisch für diese seltene Krankheit sind der deutliche Anstieg zweier einen Gallenstau anzeigender Enzyme: der alkalischen Phosphatase (AP) und der Gamma-Glutamyl-Transpeptidase (Gamma-GT). Bei einem Teil der Patienten sind perinukleäre anti-Neutrophile zytoplasmatische Autoantikörper (p-ANCA)im Serum nachweisbar. Mithilfe der endoskopisch-retrograden Cholangio-Pankreatikografie (ERCP) werden Veränderungen wie Einengungen, Aussackungen oder Gangabbrüche an den Gallengängen außerhalb und innerhalb der Leber sichtbar.
Primär biliäre Zirrhose (PBC)
Mögliche Symptome: Juckreiz (oft Frühsymptom), Müdigkeit, Leber- und Milzvergrößerung, Gelenkbeschwerden, gelb-graue, warzenartige und flächige, unter der Haut liegende Fettablagerungen, die bogenförmig um die Augen angeordnet sind (Xanthelasmen), Gelbsucht, Verdauungsstörungen.
Diagnose:
Sind die Transaminasen GPT und GOT nur leicht erhöht, die Enzymwerte, die einen Gallestau anzeigen (Gamma-GT und AP), aber stark gestiegen, so sollte zunächst ein außerhalb der Leber bestehender Gallestau ausgeschlossen (Ultraschall) und bei typischer Symptomatik dem Verdacht auf PBC nachgegangen werden. Sind zusätzlich das Immunglobulin M und ein spezifischer Typ von antimitochondrialen Antikörpern (AMA-M2) erhöht, so gilt die Diagnose praktisch als gesichert. AMAs sind Eiweißverbindungen, die im Blut vorkommen und die gegen andere, in den Mitochondrien der Leberzellen liegende Eiweißverbindungen gerichtet sind. Das Bilirubin (Gallenfarbstoff) ist anfangs meist nicht erhöht, steigt jedoch im Verlauf der Krankheit an. Es wird zur Beurteilung des Krankheitsverlaufs herangezogen.
Die Leber kann zudem feingeweblich (histologisch) untersucht werden..
Hämochromatose (Eisenspeicherkrankheit)
Typische Beschwerden: Müdigkeit, Impotenz beziehungsweise Amenorrhoe (Ausbleiben der Menstruation), Gelenkschmerzen, Oberbauchschmerzen und Symptome eines Diabetes mellitus. Außerdem tritt meist eine dunkle, graubraune Hautpigmentierung auf, die der Krankheit den Namen Bronzediabetes gegeben hat.
Diagnose:
Die Diagnose ist insbesondere über zwei erhöhte Laborwerte möglich, den Ferritinspiegel im Serum und die sogenannte Transferrinsättigung. Letzterer ist ein abgeleiteter Wert, der sich aus der Menge an Eisen und seinem Transportprotein errechnet. Ist er zu hoch, der Transporter also quasi mit Eisen überladen, weist das auf eine Hämochromatose hin.
Es ist möglich, eine Genanalyse an menschlichem Blut durchzuführen und an Hämochromatose erkrankte Personen so frühzeitig zu erkennen. Vor der Entdeckung des entsprechenden Gendefekts war für die sichere Diagnose der Hämochromatose immer eine Leberbiopsie, das heißt die Entnahme von Lebergewebe mit einer Nadel durch die Haut, nötig. Statt einer Leberbiopsie kann nun der Gentest erfolgen – bis auf ein paar Ausnahmen: Sollte sich bei der körperlichen Untersuchung oder anhand der Laborwerte der Verdacht eines Leberschadens ergeben, sollte nach wie vor eine Leberbiospie erfolgen, um gegebenenfalls einen narbigen Umbau des Lebergewebes zu entdecken. Auch dann, wenn der Gentest unauffällig ist, die Laborwerte aber auffällig sind, sollte eine Leberbiopsie durchgeführt werden. Etwa zehn Prozent der Hämochromatose-Patienten tragen nämlich nicht die typischen Mutationen, fallen also beim Gentest „durch die Maschen“.
Wilson-Krankheit (Morbus Wilson)
Ein typisches Symptom bei Morbus Wilson sind ringförmige Kupereinlagerungen in der Hornhaut des Auges.
Mögliche Symptome: Bei der Kupferspeicherkrankheit treten meist bei den jungen Patienten im Alter zwischen 10 und 25 Jahren neurologische Symptome wie Bewegungsstörungen, Schreib- oder Sprechstörungen oder Verhaltensauffälligkeiten auf, teilweise ähnelt das Bild der Parkinsonschen Krankheit . Bei der Augenuntersuchung ist oft ein sogenannter Kayser-Fleischer-Ring durch goldbraun-grüne, ringförmige Kupfereinlagerungen in den Rand der Hornhaut zu finden. Er ist Zeichen einer bereits bestehenden Hirnschädigung.
Diagnose: Zum einen wird der Wert des Kupfertransporters Coeruloplasmin gemessen, zum anderen die Kupferausscheidung im Urin über 24 Stunden bestimmt. Auch das Kupfer im Blutserum wird bestimmt. Der Kayser-Fleischer-Ring im Auge ist ein deutlicher Hinweis auf Morbus Wilson. .
Leberzirrhose
Mögliche Symptome: Die klinischen Symptome können bei einer so langsam fortschreitenden Erkrankung sehr variabel und völlig unspezifisch sein. Dazu gehören Abgeschlagenheit, verminderte geistige Leitungsfähigkeit, Gewichtsverlust, Blähungen, Appetitlosigkeit, Übelkeit sowie Erbrechen.
Diagnose: Der Arzt kann aufgrund von typischen Hautveränderungen, von Wasser im Bauch sowie durch Tasten der Leber und Milz den Verdacht auf Leberzirrhose äußern. Zusätzlich ist die Bestimmung einiger Leberwerte nötig. Die Sicherung der Diagnose erfolgt jedoch durch eine Leberpunktion mit mikroskopischer Untersuchung der entnommenen Probe. Bei der Leberpunktion wird die Leber unter Ultraschallkontrolle mit einer besonderen Nadel punktiert, um einen Lebergewebszylinder zu gewinnen. Dieser wird feingeweblich (histologisch) untersucht.
Risiken: IIn seltenen Fällen werden benachbarte Organe wie die Gallenblase oder die Lunge verletzt.
Alternativ kann neuerdings mit einer speziellen Ultraschallmethode, der Elastometrie, die Leberelastizität ermittelt werden, die sehr gut mit dem Bindegewebsanteil in der Leber korreliert. Der Untersuchung kommt allerdings vor allem eine Bedeutung bei Lebererkrankungen im fortgeschrittenen Stadium zu, nicht so sehr in frühen Stadien. Wird die Elastometrie noch mit der Bestimmung von Leberwerten kombiniert, kann diese Kombination viele Leberbiopsien ersparen. Allerdings ist die Aussagekraft bei Übergewicht, Bauchwassersucht (Ascites), bei akuter Virushepatitis und sehr schmalen Rippenzwischenräumen eingeschränkt. Die Elastometrie sollte nicht bei Schwangeren und Patienten unter 18 Jahren sowie Trägern von Herzschrittmachern eingesetzt werden.
Leberzellkrebs
Mögliche Symptome: Tumore der Leber entstehen häufig unbemerkt. Bauchschmerzen im rechten Oberbauch oder ein positiver Tastbefund sind häufig Zeichen einer fortgeschrittenen Erkrankung.
Diagnose: Wer eine Leberzirrhose oder ein erhöhtes Leberzellkrebsrisiko hat, sollte den offiziellen Empfehlungen zufolge zumindest halbjährlich eine Ultraschalluntersuchung der Leber vornehmen lassen. Außerdem kann der Alpha-Fetoprotein-Wert bestimmt werden. Allerdings ist er nur bei 70–80 % der Patienten mit Leberzellkrebs erhöht. Falls ein Krebsverdacht besteht, kann er mittels Ultraschall mit Kontrastmittel, Magnetresonanztomografie oder Computertomografie abgeklärt, erhärtet oder abgesichert werden. Im Weiteren ist dann eine feingewebliche Untersuchung verdächtiger Knoten unter Ultraschall- oder CT-Kontrolle erforderlich.
Video vom: 15.10.2009
Text aktualisiert am: 16.04.2013
Bilder: Wikimedia Commons (1), Wikimedia Commons/Creative Commons/HerbstLFr (1), Shutterstock (2)
Literatur: hepatitisandmore.de/archiv/2007-2/Hepat_2007_2__FoBiMauss.pdf (abgerufen am 14.5.12); tobias-lib.uni-tuebingen.de/volltexte/2012/6067/pdf/Dissertation_Sandra_Braun.pdf (abgerufen am 24.5.12)
Glossar
Antikörper
Bestandteile des körpereigenen Immunsystems, sie werden von speziellen weißen Blutzellen (B-Zellen) gebildet. Sie sind in der Lage, bestimmte „körperfremde“ Strukturen (Antigene) auf der Oberfläche von Zellen zu erkennen und daran anzudocken. Dadurch sind diese Zellen markiert und sichtbar für die Killerzellen des Immunsystems. Antikörper können aber auch gezielt Rezeptoren auf der Oberfläche von Zellen besetzen und damit die Weitergabe von Signalen innerhalb der Zelle unterbrechen.
Autoimmunerkrankung
Überbegriff für Krankheiten, die durch eine Überreaktion des Immunsystems hervorgerufen werden. Die Immunreaktion richtet sich dabei gegen körpereigenes Gewebe, das irrtümlich als zu bekämpfender Fremdkörper erkannt wird. Die Folgen sind schwere Entzündungen, die die betroffenen Organe schädigen.
Colitis ulcerosa
Entzündliche Erkrankung des Dickdarms und in 90% der Fälle des Mastdarms
Computertomografie (CT)
Bei der Computertomografie lassen sich mithilfe von Röntgenstrahlen Schnittbilder durch den Körper anfertigen. Dabei lassen sich die unterschiedlichen Gewebearten gut unterscheiden. Moderne Spiral-Computertomografen sind in der Lage auch dreidimensionale Bilder zu errechnen.
Diabetes mellitus („Zuckerkrankheit“)
bedeutet übersetzt: „honigsüßer Durchfluss“. Chronische Stoffwechselerkrankung, bei der das Blut einen erhöhten Blutzuckerspiegel aufweist. Diabestes mellitus zeichnet sich durch absoluten Insulinmangel (Diabetes Typ 1) oder relativen Insulinmangel (Diabetes Typ 2) aus.
Endoskop
Optisches Gerät, mit dem Hohlräume, also auch Hohlraumorgane, wie beispielsweise der Magen oder der Darm untersucht werden können; wird bei minimal-invasiven Operationen eingesetzt
Endoskopisch-retrograde Cholangio-Pankreatikografie (ERCP)
Mit der ERCP können die Gangsysteme der Leber und der Gallenblase auf röntgenologischem Wege durch direkte Kontrastmitteldarstellung untersucht werden.
Enzym
Für den Stoffwechsel essenzielles Protein (Eiweiß), das biochemische Reaktionen im Körper beschleunigt
Gammaglobulin
siehe Immunglobulin
Immunglobulin
Eine andere Bezeichnung für Antikörper. Das sind Eiweiße im Dienste des Immunsystems, die als Reaktion auf bestimmte Stoffe, sogenannte Antigene, gebildet werden.
Impotenz
Unfähigkeit, eine Erektion zu bekommen oder zu halten
Hämochromatose
Diese genetisch bedingte Erkrankung wird auch als Eisenspeicherkrankheit bezeichnet. Der Gendefekt verursacht eine erhöhte Eisenaufnahme im oberen Dünndarm. Eisen wird so im Übermaß aufgenommen. Der Körper hat aber keine Möglichkeit, dieses Eisen auszuscheiden. Die Folge: Es wird in Organe wie der Leber, der Bauchspeicheldrüse, Herz, Hirnanhangsdrüse und in den Gelenken eingelagert.
Hepatitis
Leberentzündung, die durch Viren ausgelöst wird. Es gibt mehrere Formen, wobei vor allem die Typen A, B und C eine große Rolle spielen. Hepatitis A wird durch Schmierinfektionen über den Stuhlgang übertragen und heilt immer aus. Die Formen B und C werden auf dem gleichen Weg wie HIV übertragen und neigen dazu, chronisch zu werden. Eine Leberzirrhose, aber auch Leberkrebs können dann die Folge sein.
Leberzirrhose
Bezeichnung für jenes Stadium der Leberzerstörung, in welchem die ganze Leber von Bindegewebe durchzogen und knotig umgebaut ist. Die Leberfunktion ist entsprechend stark eingeschränkt.
Magnet-Resonanz-Tomografie (auch: Kernspin-Tomografie, MRT)
Diagnostische Technik ohne Strahlenbelastung mittels Magnetfeldern zur bildlichen Darstellung der inneren Organe und Gewebe
Mikrosomen
Winzige, membranbegrenzte Bläschen innerhalb von Zellen. Darin sind Enzyme enthalten, die für den Abbau zahlreicher körpereigener und körperfremder Substanzen wichtig sind.
Morbus Crohn
Entzündliche Darmerkrankung, die den gesamten Verdauungstrakt befallen kann
Primär biliäre Zirrhose (PBC)
Chronische Krankheit, die an den kleinen, in der Leber gelegenen Gallengängen beginnt und zu deren Zerstörung führt. Gallestau bis zur Zerstörung des Lebergewebes (Leberzirrhose) sind die Folge.
Primär sklerosierende Cholangitis (PSC)
Chronisch verlaufende entzündliche Erkrankung der inner- und außerhalb der Leber gelegenen Gallenwege. Bindegewebsfasern ordnen sich dabei zwiebelschalenartig um die kleinen Gallengänge an. Die Gallengänge bilden sich deshalb allmählich zurück. Die Erkrankung geht unbehandelt allmählich in eine Leberzirrhose über.
Wilson-Krankheit (Morbus Wilson)
Diese Störung des Kupferstoffwechsels ist genetisch bedingt. Infolge des Gendefekts scheidet die Galle zu wenig Kupfer über den Darm aus. Dadurch reichert sich Kupfer in der Leber und anderen Organen wie Gehirn, Knochen, Niere und Herz an.