Neuere Therapieverfahren
Früher war es gängige Lehrmeinung, dass es nötig ist, Stammvenen und Seitenäste zu entfernen. Vor einiger Zeit begannen Gefäßspezialisten jedoch, an dieser Vorgehensweise zu zweifeln.
Inhaltsverzeichnis
„Mehrfach hatte sich nämlich gezeigt, dass allein schon die Entfernung der Seitenäste ausreichte, um die Verhältnisse in den Stammvenen beziehungsweise die Funktion der Venenklappen wieder zu normalisieren“, so der Phlebologe Prof. Eberhard Rabe von der Universitätsklinik in Bonn. Deshalb rieten einige Experten dazu, erst einmal nur die Seitenäste zu entfernen und abzuwarten, ob ein Eingriff an den Stammvenen überhaupt nötig ist. Seitdem lautet das neue Behandlungsmotto nicht nur „so individuell wie möglich“, sondern auch „so schonend wie möglich“. Um dem zu entsprechen, wurden die bereits bekannten Verfahren weiterentwickelt und verfeinert.
Radiofrequenzobliteration mit dem Closure-Fast-Katheter
Mit dem Closure-Fast-Katheter können gleich sieben Zentimeter auf einmal verschlossen werden.
Die Radiofrequenzobliteraion mit dem Closure-Fast-Katheter ist eine ambulant durchführbare, minimal-invasive Methode. Dabei wird die Stammvene (zum Beispiel Vena saphena magna oder parva) über eine Nadel punktiert. Dann wird unter Ultraschallkontrolle ein spezieller Katheter in die kranke Vene bis zur Leiste vorgeschoben. Vor der eigentlichen Behandlung wird das Gewebe in der Umgebung der Vene mit stark verdünnter Lokal-Anästhesie unempfindlich gemacht. Nun wird die Katheterspitze durch einen Hochfrequenzgenerator, der Radiowellen aussendet, auf der Länge von sieben Zentimetern aufgeheizt. Im Gegensatz zur herkömmlichen Radiofrequenzobliteration wird die Katheterspitze nicht kontinuierlich zurückgezogen, sondern es wird in einem Schritt ein sieben Zentimeter langes Venensegment behandelt. Durch die computergesteuert kurzzeitig angewandte Hitze (zirka 120 Grad Celsius) schrumpft die Vene auf dieser Länge innerhalb von nur 20 Sekunden. Danach wird der Katheter um diese Strecke zurückgezogen, und der nächste Zyklus beginnt. Die (gewünschte) Schädigung der Vene ist irreversibel, die Vene verschwindet durch den Umbau des Gewebes innerhalb einiger Monate.
Auch bei dem hier beschriebenen Verfahren erfolgt nur eine fein dosierte Energieabgabe an das Gewebe, da die flüssige örtliche Betäubung um die Vene herum einen Hitzeschild darstellt. Die Patienten sind in der Regel bereits am nächsten oder übernächsten Tag wieder arbeitsfähig und müssen nur acht Tage lang Kompressionsstrümpfe tragen.
Hitze durch Laserlicht
Bei der Therapie von Krampfadern mittels Laserstrahlung macht man sich den Hitzeeffekt des Laserlichts zunutze. Das Blut kann so stark erhitzt werden, dass es im Gefäß verdampft und so zur punktuellen Blutgerinnung führt. Man setzt einen Laser mit 1470 Nanometer für die Behandlung ein. Dieser Laser ist speziell für die Interaktion mit Gewebewasser (statt mit Hämoglobin) geeignet. Die Lasersonde kann ebenfalls die Hämatombildung vermindern. Sie hat eine Keramikspitze, sodass kein direkter Kontakt zwischen Venenwand und Laserfaserspitze möglich ist. Die Energie setzt dann direkt am Gewebewasser an und gelangt nicht an die Venenwand, was diese ansonsten verletzen und leichte Blutergüsse verursachen könnte.
Video vom: 15.11.2008
Text aktualisiert am: 17.04.2013
Glossar
Hämatom
Bluterguss
Hämoglobin
Eisenhaltiger roter Blutfarbstoff in den roten Blutkörperchen
L.A.S.E.R. (Light Amplification by Stimulated Emission of Radiation)
Künstliche Strahlenquelle, die durch Verstärkung durch ein optisch aktives Medium einen gerichteten Lichtstrahl aussendet
Radiofrequenzobliteration
Verfahren zur Behandlung einer Varikosis (siehe dort) mittels Radiowellen. Dabei wird ein Katheter in das erkrankte Gefäß eingeführt, anschließend werden die Radiowellen verabreicht. Die Hitzeeinwirkung schädigt die Gefäßinnenhaut, was dann im weiteren Verlauf zum Verschluss des Gefäßes führt.
Radiowellen
Elektromagnetische Wellen in einem Frequenzbereich von einigen kHz bis etwa 3 GHz. Sie können natürlichen (zum Beispiel aus dem Weltall) oder technischen Ursprungs sein.