Auf den Zahn gefühlt
Inhaltsübersicht
Zähne sind nicht nur zum Beißen, Kauen, Essen und Sprechen da. Ihr Zustand hat einen entscheidenden Einfluss auf das gesamte körperliche Wohlbefinden, die Psyche, soziale Kontakte … Krankheit oder Verlust eines Zahns haben deshalb oft weiterreichende Folgen als nur Schmerzen.
Warum ist ein selbstbewusstes Lächeln mit strahlend weißen, schönen Zähnen so gewinnend? Weil es Gesundheit und Stärke signalisiert – in der westlichen Welt sogar einen gewissen Sozial- und Bildungsstatus. Im Lauf seines Lebens bleibt aber so gut wie niemand von Zahnerkrankungen verschont. Zähne und Zahnfleisch sind ständig aggressiven Angriffen ausgesetzt. Lange bevor der Schmerz sich meldet, ist Gefahr in Verzug. Deshalb ist eine regelmäßige Kontrolle so wichtig. Hier erfahren Sie Grundsätzliches über Ihre Zähne, das menschliche Gebiss und über Krankheiten, die Ihr Zahnarzt behandeln kann.
Das menschliche Gebiss
Das Milchzahngebiss wird nach und nach durch die bleibenden zweiten Zähne ersetzt.
Schon vor der Geburt sind die Zähne angelegt, sie brechen allerdings erst in den ersten beiden Lebensjahren durch – als Milchzahngebiss. Dieses hat nur 20 Zähne: pro Kiefer vier Schneidezähne, zwei Eckzähne, vier Backenzähne. Zwischen dem sechsten und zwölften Lebensjahr, der sogenannten Wechselgebissperiode, wird das Milchzahngebiss nach und nach durch das bleibende Gebiss mit 32 Zähnen ersetzt: In Ober- und Unterkiefer sitzen je vier Schneidezähne, zwei Eck- und zehn Backenzähne. Bei den Backenzähnen wird zwischen den vier kleineren Prämolaren und den sechs etwas größeren Molaren unterschieden.
Der Zahn
Die Zahnkrone ist beim gesunden Gebiss der einzige sichtbare Teil des Zahns. Darunter befindet sich, vom Zahnfleisch verdeckt, der schmale Zahnhals. Die unteren zwei Drittel des Zahns bilden die Zahnwurzel, mit der der Zahn im Knochen verankert ist. Schneide- und Eckzähne sowie Prämolaren haben eine einzige Wurzel, Molaren zwei (Unterkiefer) oder drei (Oberkiefer).
Die Zahnkrone ist von einer bis zu 2,5 Millimeter dicken Schicht, dem Zahnschmelz, überzogen. Das ist die härteste Substanz im menschlichen Körper überhaupt. Er besteht zu über 95 Prozent aus Mineralien, wie Kalzium und Phosphat.
Vom Zahnschmelz geschützt wird das darunter liegende Zahnbein (Dentin), das den Hauptteil des Zahnes bildet und sowohl Krone als auch Wurzel umfasst. Das Dentin besteht zwar auch zum Großteil (ca. 65 Gewichtsprozent) aus Mineralien, hat aber einen größeren Bestandteil an organischen Stoffen (20 Prozent). Daher ist es weicher als der Schmelz. Es wird von feinen Kanälen durchzogen, die Nervengewebe enthalten und Reize ins Zahninnere vermitteln. So erklärt sich auch die Berührungsempfindlichkeit bei freiliegenden Zahnhälsen: Das weiche, nur durch einen schmalen Zementsaum ummantelte Dentin und seine Nerven liegen an der Oberfläche „blank“ und werden zum Beispiel durch kalte Getränke gereizt.
Im Inneren des Zahns, unter der Dentinschicht, liegt das sogenannte Zahnmark (Pulpa): Im Zahnmark laufen Blutgefäße und Nervenfasern über die Wurzelspitzen hinunter in den Kieferknochen. So versorgen sie den Zahn.
Das Zahnfleisch (Gingiva) umschließt den Zahn auf Höhe des Zahnhalses und hält ihn mit dünnen Fasern elastisch fest. Diese Haltefasern verlaufen auf der gesamten Fläche der Zahnwurzel weiter und bilden die Wurzelhaut.
Die Wurzelhaut (Desmodont) bildet die Aufhängung des Zahns, indem die Fasern den Wurzelzement (Cementum), eine dünne mineralisierte Schicht über dem Dentin der Zahnwurzel, mit dem Kieferknochen verbinden. Im Kieferknochen selbst befinden sich tiefe Einbuchtungen, in denen der Zahn eingebettet ist.
Zahnfleisch, Wurzelhaut, Wurzelzement und Kieferknochen bilden zusammen den Zahnhalteapparat (Parodontium). Eine Entzündung dieses Apparats – Parodontitis – kann zur Lockerung und sogar zum Ausfallen des Zahns führen.
Die Mundflora
Oralstreptokokken bilden Säure, die den Zahnschmelz angreift.
Die Mundhöhle des Neugeborenen ist noch keimfrei, erst innerhalb der ersten Lebensjahre siedeln sich nach und nach Bakterien und Pilze an; so entsteht die normale Mundflora.
Später besiedeln rund 50 Milliarden Bakterien die Mundhöhle. Von den 300 verschiedenen Arten kann etwa die Hälfte den Zähnen gefährlich werden. Das wichtigste Kariesbakterium ist Streptococcus mutans. Es ernährt sich von Kohlenhydraten, die sich als Nahrungsmittelreste im Zahnbelag (Plaque) auf den Zähnen ansetzen. Dabei werden Säuren gebildet, die den Zahnschmelz angreifen und sich in ihn hineinfressen. Schlechte Mundhygiene und falsche Ernährung tragen dazu bei, dass sich Beläge bilden, in denen sich immer mehr Keime ansiedeln. Der Speichel im Mund reinigt zwar die Zähne etwas, indem er Nahrungsmittelreste fortspült, Säuren neutralisiert und die Zähne mit Mineralien versorgt. Setzt sich jedoch immer mehr Plaque an, kann diese unter das Zahnfleisch wandern und es entzünden. In der Folge kann Parodontitis entstehen, eine Entzündung des Zahnhalteapparats, die zum Schwund des Zahnfleischs und zum Ausfallen des Zahns führen kann.
Karies
Das lateinische Wort „caries“ bedeutet „Morschheit“ oder „Fäulnis“. Karies ist eine der am weitesten verbreiteten Infektionskrankheiten in den Industrieländern. Die Menschen im alten Rom waren davon nur zu rund 30 Prozent betroffen, heute ist dagegen nur ein Prozent der Bevölkerung Deutschlands kariesfrei.
Schuld an Karies sind die im Mund lebenden Kariesbakterien, die sich bei schlechter Mundhygiene vermehren. Streptococcus-mutans-Bakterien bilden zusammen mit anderen Arten eine komplexe Matrix aus Wasser, langkettigen Zuckermolekülen und anderen Partikeln, den Biofilm oder auch Plaque genannt, wodurch sie den Zahn effektiver angreifen können. Die Bakterien ernähren sich von Kohlenhydraten aus den Nahrungsmittelresten im Mund. Aus ihnen bilden sie Säuren, die den Zahnschmelz auflösen.
Wenn der Schmerz sich meldet
Wird die Plaque auf den Zähnen nicht regelmäßig mechanisch – also zum Beispiel durch Zähneputzen – entfernt, entziehen die Säuren dem Zahnschmelz laufend Mineralien. Der Schmelz wird nach und nach abgebaut. Schließlich wird das Zahnbein und dann der Zahnnerv angegriffen: Eine Pulpitis, die Entzündung des Zahnmarks, ist entstanden. Der Zahn schmerzt.
Wenn die Schmerzen nach einiger Zeit plötzlich aufhören, sind viele erleichtert. Dabei sollten sie jetzt erst recht alarmiert sein: Eine Pulpitis kann nämlich bis zum Absterben des Zahns führen. Obwohl ein toter Zahn nicht sofort ausfallen muss und keine Schmerzen mehr hervorruft, kommt es in den meisten Fällen zu einer gefährlichen Entzündung: Die Bakterien greifen durch den Wurzelkanal auf den Knochen über, sodass sich dieser ebenfalls entzündet.
Nimmt jemand ständig kohlenhydrathaltige Lebensmittel zu sich, ohne zwischendurch die Zähne zu putzen, sind die Zähne ununterbrochen diesem Säureangriff ausgesetzt. Das erklärt, warum zum Beispiel das Dauernuckeln von zuckerhaltigen Flaschentees und Säften bei Kleinkindern so schädlich für die Zähne ist: Der Speichel hat nicht ausreichend Zeit, den Schmelz zu remineralisieren.
Gesündere Zähne durch bessere Mundhygiene
Die Prognose bei Karieserkrankungen in der deutschen Bevölkerung ist grundsätzlich gut. Viele Menschen legen großen Wert auf Zahnpflege und gehen regelmäßig zum Zahnarzt. Mit ein Erfolg der großen Präventionskampagnen seit den 80er-Jahren an Kindergärten und Schulen: Immer mehr Menschen haben heute naturgesunde Zähne – und immer weniger trifft im Alter die völlige Zahnlosigkeit.
Karies: Symptome
Kariöser Zahn
Karies äußert sich in einem frühen Stadium oft noch nicht schmerzhaft, ist aber durch Verfärbungen der Zähne erkennbar. Wenn die Bakterien das Kalzium aus dem Zahnschmelz gelöst haben und eine Demineralisierung vorliegt (Initialkaries), sieht man kleine weißliche Stellen. Bräunlich-schwarze Stellen können eine fortgeschrittene Karies bedeuten, die schon das Zahnbein angegriffen hat (Dentinkaries). In dieser Phase können die betroffenen Stellen schmerzen oder empfindlich auf Heißes, Kaltes und Süßes reagieren. Auch Zahnschäden wie das Abbrechen kleiner Zahnstückchen oder gelockerte und ausgefallene Füllungen können ein Zeichen für Karies sein.
Ein pochender starker Dauerschmerz deutet dagegen schon auf eine Zahnwurzelentzündung hin. Wenn er plötzlich aufhört, ist das nicht etwa ein Zeichen für die Heilung, sondern für eine dauerhafte Schädigung. Erfolgt nun keine Behandlung, kann die Entzündung in den Kieferknochen übergreifen. Dann schwellen Kinn und Wangen an und die Schmerzen können in andere Kopfbereiche ausstrahlen.
Parodontitis
Mangelnde Mundhygiene ist auch die wichtigste Ursache für eine weitere, sehr verbreitete Zahnerkrankung: Parodontitis – die Entzündung des Zahnhalteapparats. Sie betrifft 70 Prozent der Erwachsenen in Deutschland – am stärksten die ältere Generation: Etwa 90 Prozent der Senioren leiden darunter. Zur mangelnden Mundhygiene kommt ein weiterer Faktor: die Gene. Wie die moderne Wissenschaft herausgefunden hat, wird Paradontitis zu über 30 Prozent vererbt.
Doch auch wenn Parodontitis in der Familie nicht vorkommt, sollte die Zahnpflege ernst genommen werden: Wenn Zahnbelag nicht rechtzeitig entfernt wird, bildet sich harter Zahnstein, der mit der Zahnbürste nicht mehr entfernt werden kann. In ihm können sich die angesiedelten Bakterien weiter vermehren. Dies irritiert das Zahnfleisch; es entzündet sich und blutet. Die Zahnfleischentzündung (Gingivitis) ist eine Vorstufe der Parodontitis, die noch relativ gut vom Zahnarzt behoben werden kann: durch eine Professionelle Zahnreinigung (PZR) .
Gefährlicher wird es, wenn das entzündete Zahnfleisch unbehandelt bleibt und so anschwillt, dass es prall vom Zahnhals absteht. In diesem Spalt kann sich mehr Plaque ansammeln, sodass sich zwischen Zahn und Zahnfleisch Taschen bilden, die sich immer weiter vergrößern und entzünden. Jetzt blutet das Zahnfleisch nicht nur – es schmerzt auch und bildet sich zurück: Eine Parodontitis ist entstanden. Im weiteren Verlauf greift die Entzündung auch auf die Wurzelhaut und den Kieferknochen über, die sich ebenfalls zurückbilden. So wird der Zahnhalteapparat langsam zerstört. Der Zahn lockert sich und fällt zuletzt aus.
Parodontitis: Symptome
Zahnfleischbluten schon bei leichten Berührungen ist das Hauptsymptom für eine Zahnfleischentzündung, die Gingivitis. Das normalerweise hellrosafarbene Zahnfleisch rötet sich und schwillt an – oft schmerzt es auch. Mit der Entzündung werden meist die empfindlichen Zahnhälse freigelegt, die auf kalte, heiße und süße Speisen oder Getränke mit einem ziehenden Schmerz reagieren.
Wird die Gingivitis nicht behandelt, kann sie sich zu einer Parodontitis ausweiten, der Entzündung des Zahnhalteapparats. Das Zahnfleisch zieht sich weiter zurück, sodass die Zähne länger zu werden scheinen. Durch die Entzündung und Schwellung steht es ab und löst sich vom Zahn. In diesem Spalt kann sich mehr Zahnstein bilden, sodass Zahnfleischtaschen entstehen. Spätsymptome der Parodontitis sind lockere und bewegliche Zähne. Dann hat die Erkrankung auf den Kieferknochen übergegriffen, der sich immer weiter zurückbildet.
Mundgeruch kann ebenfalls auf eine Zahnfleischentzündung oder Parodontitis hinweisen, da die Bakterien in den Zahnfleischtaschen unangenehm riechende Gase produzieren. Auch ein metallischer Geschmack im Mund ist möglicherweise ein Zeichen für diese Erkrankung.
Lohnend: Der Besuch beim Zahnarzt
Der Backenzahn pocht schon seit Tagen? Beim Zähneputzen blutet das Zahnfleisch? Bei diesen Anzeichen sollten Sie so bald wie möglich zum Zahnarzt. Aber auch wenn nichts wehtut, gehen Sie mindestens einmal im Jahr zur Vorsorgeuntersuchung. Denn: Werden Karies und Co. früh aufgespürt und behandelt, kann man große Eingriffe vermeiden.
Für viele Patienten nicht sehr angenehm: der Zahnarztbesuch
Nicht wenige Menschen haben Angst vorm Zahnarzt. Das liegt meistens daran, dass sie länger nicht dort gewesen sind und die neueren, schmerzfreien Behandlungsmethoden nicht kennen. Sie können diese Angst überwinden: mit einem Zahnarzt, der speziell für Angstpatienten ausgebildet ist.
Gehen Sie bei folgenden Symptomen unbedingt zum Zahnarzt:
- Zahnschmerzen (auch bei plötzlichem Aufhören der Schmerzen)
- empfindliche Zahnhälse (bei kalten, heißen oder süßen Speisen und Getränken)
- Zahnverfärbungen (weißliche oder bräunlich-schwarze Stellen)
- sichtbare Zahnschäden (abgebrochene Stückchen oder lockere Füllungen)
- Zahnfleischbluten (auch dauerhafte Rötungen und Schwellungen des Zahnfleisches)
- Mundgeruch
Damit es erst gar nicht zu derartigen Symptomen kommt, ist es sinnvoll, auch ohne Beschwerden ein- bis zweimal pro Jahr zum Zahnarzt zu gehen. Die Kontrolluntersuchung beugt Erkrankungen vor und dient der Früherkennung von Karies und Parodontitis.
Vor dem Zahnarztbesuch sollte man sich kurz die wichtigsten Punkte der eigenen Krankengeschichte notieren, um sie im Gespräch parat zu haben: Dazu zählen die Allgemein-Erkrankungen (zum Beispiel Allergien, Asthma bronchiale, Diabetes mellitus, Herzerkrankungen), kürzlich oder regelmäßig eingenommene Medikamente sowie vergangene und aktuelle Zahnbeschwerden und deren bisherige Therapie.
Arztgespräch
In einem persönlichen Gespräch klärt der Arzt den Grund des Besuchs (Kontrolle oder akute Probleme), die bisherigen Zahnbehandlungen und eventuell vorhandenen Zahnersatz ab. Auch die Zahnpflege ist ein Thema des Gesprächs. Gibt es aktuelle Beschwerden, stellt der Arzt speziellere Fragen zu Art und Dauer der Schmerzen, Blutungen, Mundgeruch usw.
Blickdiagnose
Anschließend wirft der Arzt einen Blick in den Mund des Patienten. Mit einem kleinen Spiegel kann er auch die Rückseiten der Zähne untersuchen. Karies erkennt er an typischen Verfärbungen. Mit dünnen Metallsonden prüft er die Festigkeit des Zahnschmelzes und erkennt, ob schon Zahnerweichungen durch Karies vorliegen. An Zahnbelägen untersucht er, ob sich schon harter Zahnstein gebildet hat.
WHO-Sonde zum Parodontitis-Test
Mit der WHO-Sonde misst der Zahnarzt die Tiefe der Zahnfleischtaschen.
Um festzustellen, ob ein Patient an Parodontitis leidet, hat der Zahnarzt ein spezielles Instrument: die WHO-Sonde. Mit ihrer kugelförmigen Spitze wird sie in die Zahnfleischtasche eingeführt. An einer Skala liest der Zahnarzt ab, wie tief eine Zahnfleischtasche ist. Eine Tiefe von bis zu 3 mm ist normal; ist die Tasche tiefer, deutet das darauf hin, dass sich der Zahnhalteapparat schon krankhaft verändert hat. Der Arzt schiebt die Sonde an bis zu sechs Stellen jedes Zahnes in die Tasche und bestimmt die Tiefe, die genaue Lokalisierung und den Entzündungsgrad. Er testet auch, ob das Zahnfleisch leicht blutet und ob sich Zahnstein festgesetzt hat. Dann bestimmt er den sogenannten PSI (Parodontaler Screening Index). Der PSI kann einen Wert von 0 (gesundes Zahnfleisch) bis 4 (schwere Parodontitis) annehmen.
Vitalitätsprüfung
Will der Arzt prüfen, ob ein Zahn noch lebt oder schon abgestorben ist (Vitalitätsprüfung), macht er folgenden Test: Ein Wattebausch wird mit Kältespray besprüht und an den Zahn gehalten. Spürt der Patient den Reiz, ist der Zahn noch am Leben. Bei einem toten Zahn führt der Arzt zusätzlich eine sogenannte Perkussionstestung durch: Reagiert er schmerzhaft auf Klopfen, dann hat sich die Wurzelspitze im Kieferknochen entzündet.
Röntgenaufnahme
Im Röntgenbild kann der Arzt fortgeschrittene Karies erkennen.
Bei Bedarf röntgt der Zahnarzt Zähne und Kiefer. Eine Panoramaaufnahme kann den gesamten Ober- und Unterkiefer auf einem Bild zeigen. Der Arzt erhält so einen Überblick über fehlende Zähne, mögliche Entzündungen an den Wurzelspitzen, den Zustand von Kronen und Brücken und den Knochenabbau bei Parodontitis. Bei einer Zielaufnahme werden nur drei bis vier Zähne aufgenommen.
Hauptsächlich dienen Röntgenbilder aber dazu, äußerlich nicht sichtbare Karies in den Zahnzwischenräumen aufzudecken. Allerdings ist sie nicht im Frühstadium nachweisbar, sondern erst, wenn der Zahnschmelz schon eine Dichteminderung (Demineralisierung) von mehr als 20 Prozent hat.
Karies-Diagnose-Laser
Versteckte Karies, etwa in Zahnzwischenräumen, kann der Arzt auch mit einer weiteren Methode aufspüren: Das rote Licht des Karies-Diagnose-Lasers wird von gesunder Zahnsubstanz anders reflektiert als von demineralisierten oder von fortgeschrittener Karies befallenen Teilen des Zahns. So kann der Arzt ohne Röntgenuntersuchung herausfinden, ob eine Füllung notwendig ist.
Bisskontrolle
Nach dem Einsetzen von Füllungen, Kronen, Brücken oder Implantaten kontrolliert der Zahnarzt, ob die Zähne noch richtig ineinandergreifen. Dazu legt er eine kleine Spezialfolie zwischen Ober- und Unterkiefer. Sie ist aus hauchdünnem, bunt eingefärbtem Papier, Kunststoff oder Metall und hinterlässt beim Zubeißen Farbspuren auf den Beißflächen der Zähne. So kann der Arzt sehen, ob einzelne Zähne sich zu früh oder nicht genug berühren.
Speicheltest
Ein Speicheltest misst die Konzentration der Kariesbakterien im Mund. Man geht davon aus, dass bei einer hohen Konzentration die Wahrscheinlichkeit, an Karies zu erkranken, erhöht ist. Speicheltests sind allerdings nur eine Hilfe für die Einschätzung des Kariesrisikos. Sie werden nicht von der gesetzlichen Krankenkasse bezahlt und stellen nur eine Momentaufnahme der Mundflora dar.
Funktionsanalyse des Gebisses
Bei Muskelerkrankungen im Gesichts- oder Mundbereich, Zähneknirschen, unklaren Schmerzen oder Kiefergelenkproblemen kann der Arzt diverse Funktionsprüfungen durchführen. Diese helfen ihm dabei, das Zusammenspiel von Zähnen, Zahnfleisch, Kaumuskeln, Kiefer und Kiefergelenken zu beurteilen und Fehlfunktionen des Kauapparates aufzudecken.
Magnetresonanz-Tomografie und Ultraschall
In Sonderfällen macht der Arzt außer einem Röntgenbild noch Bilder mit anderen Verfahren. Auf einem Magnetresonanz-Tomogramm kann man im Gegensatz zum Röntgen besonders die Struktur von weichem Gewebe darstellen. Mit dem Ultraschall werden glatte oder ausgefranste Ränder und die Beschaffenheit von Einlagerungen erkennbar. Sinnvoll sind diese Untersuchungen bei Verdacht auf Entzündungen, Abszesse, Zysten oder Tumore.
Video vom: 15.09.2008
Text aktualisiert am 08.10.2013
Fotos: teleDesign, München (1), Helmholtz Zentrum für Infektionsforschung (1), AOK Mediendienst (1), DAK/Wigger (1), Shutterstock (3), iStockphoto (1)
Animationen: teleDesign, München (2)
Glossar
Abszess
Abgekapselte Eiteransammlung
Allergie
Reaktion des Immunsystems auf Fremdstoffe. Dabei kann es sich um leichte Hauterscheinungen bis zu lebensbedrohlichen Schockzuständen handeln.
Asthma bronchiale
Chronisch entzündliche Atemwegserkrankung mit anfallsartiger Luftnot durch Verengung der Atemwege
Biofilm
Dünne Schleimschicht, in der Mikroorganismen wie Bakterien leben
Brücke
Meist festsitzender Zahnersatz, der sich auf überkronten Zähnen oder Zahnimplantaten abstützt
Diabetes mellitus (Zuckerkrankheit)
Chronische Stoffwechselerkrankung, bei der das Blut einen erhöhten Blutzuckerspiegel aufweist. Typ-1-Diabetes beginnt meist schon im Jugendalter, Typ 2 betrifft dagegen meist den älteren übergewichtigen Menschen.
Implantat
Künstliche Zahnwurzel, die in den Kieferknochen eingeschraubt wird
Kohlenhydrate
oder Saccharide; wichtige Stoffklasse, bestehend aus Kohlen-, Wasser- und Sauerstoff; als Mono-, Di-, Oligo- und Polysaccharide sind sie Energieträger, aber auch struktureller Zellbaustein.
Krone
Kappenartiger Zahnaufsatz, der den defekten Zahnanteil ersetzt oder zur Verankerung von Brücken dient
Magnetresonanz-Tomografie (MRT), Kernspin-Tomografie
Diagnostische Technik ohne radioaktive Strahlenbelastung; im Gegensatz zum Röntgen lässt sich auch Weichgewebe abbilden.
Panoramaaufnahme
Röntgen-Übersichtsaufnahme des Gebisses
Parodontaler Screening Index (PSI)
Messwert für den Schweregrad einer Parodontitis-Erkrankung; kann Werte von 0 (gesundes Zahnfleisch) bis 4 (schwere Parodontitis) annehmen
Plaque (Zahnbelag)
Biofilm auf den Zähnen, der aus Speichel, Nahrungsresten, Bakterien und deren Stoffwechselprodukten besteht; begünstigt die Entstehung von Karies, Zahnstein und Parodontitis
Professionelle Zahnreinigung (PZR)
Hauptbestandteil der zahnmedizinischen Vorsorge; beinhaltet eine Reinigung der Zähne von weichem Zahnbelag und Zahnstein, das Glätten und Polieren der Oberflächen und deren Behandlung mit Fluoridlack zum Schutz des Zahnschmelzes
Tumor
Gut- oder bösartige Schwellung
Zahnstein
Feste Ablagerung auf dem Zahn, die durch eine Einlagerung von Mineralien aus dem Speichel in den Zahnbelag (Plaque) entsteht; Voraussetzung für die Entstehung von Parodontitis
Zyste
Durch eine Kapsel abgegrenzter Hohlraum im Gewebe, häufig mit Flüssigkeit gefüllt; kann gekammert sein